Eigentlich wollten wir diese Tour für einen GPS Vergleich benutzen, doch dann wurde alles ganz anders.
Als bunt gemischte Truppe sind wir also mit massig Equipment losgezogen um in Thüringen einen Tradi zu suchen der von der Beschreibung und durch die Fotos ganz interessant aussah.
Mit dabei waren:
(Ladys first) Jäger von Germundis
Goonies_KC
Thobat
und zwei von uns Geckos (Gecko-10 und Gecko-1).
Als erstes stand also The Village [LOST PLACE] bei Lehesten auf dem Programm. Ein Tradi, wie in der Beschreibung zu lesen war.
Hier mal ein kleiner Auszug aus der Beschreibung:
Hallo Cacherfreunde !
Haben einen schönen LOST PLACE bei Lehesten gefunden den wir euch nicht vorenthalten wollen !
Es handelt sich hier um ein verlassenes Dorf mit einem großen Schieferbruch und jede Menge Höhlen !
Wie wir in Erfahrung bringen konnten wurde dort zu Zeiten des zweiten Weltkriegs Turbinen getestet und natürlich Schiefer abgebaut !
Zum Cache ist so viel zu sagen das er sich in dem Haus befindet wo die oben angegebenen Koordinaten her sind.
Geht in das Haus , in den Keller und haltet Ausschau nach einen Bruch in der Wand wo sich dahinter ein Stollen befindet. Es kann sein das sich vor dem Bruch in der Wand ein Tür befindet die wir davor gestellt haben!
Das was da von mir in kursiv etwas hervorgehoben wird klingt ja eher unscheinbar, aber es sollte anders kommen.
Als wir am Zielpunkt angekommen sind fanden wir jede Menge verlassener Häuser vor, eigentlich ein richtig großes “Geisterdorf”.
Die ganze Zeit haben wir darüber gerätselt warum man in diesem Gebiet nur einen Tradi versteckt und nichts Größeres.
Mit der Zeit haben wir aber festgestellt, das der Cache eigentlich eher Nebensache ist.
So erkundeten wir also Haus für Haus und waren immer mehr erstaunt das überall immer wieder ein neues Gebäude erscheint. Immer wieder gab es hier Neues zu entdecken und immer wieder rätselten wir was hier eigentlich vorgegangen ist.
Nach neusten Infos war die letzte Nutzung der Gebäude eine Dachdeckerschule und andererseits die ehemaligen Residenz der Herren Oertl und Schmidt, den letzten Besitzern dieses Gebiets. Durch diese Infos hat sich damit wohl auch eine Beschriftung eines Zimmers etwas entschlüsselt. Diese hatte den Namen “Erzieherzimmer”.
Als wir den Tradi dann gelöst hatten ging es aber eigentlich erst richtig hier los. Durch die Finallocation kamen wir nämlich an eine Stelle die wir bestimmt nicht vermutet hatten.
Mitten in den Kellerräumen fanden wir einen Stollenzugang vor, den wir mit unseren Lampen nicht einmal bis zum Ende ausleuchten konnten. Wofür war dieser Stollen da, was hatte er für einen Zweck? Wieder standen wir vor einem Rätsel.
Wir machten dann ein paar Späße darüber, wie Atommülldeponie und ähnliches.
Thobat hat dann einen schnellen Versuch gestartet dem Gang weiter zu folgen, leider aber etwas zu schnell. Er ist dabei ins rutschen gekommen und hat sich kräftig einen Finger am Schiefer aufgeschnitten, der während der ganzen Tour nicht aufgehört hat zu bluten. Nach neusten Infos scheint er im Moment einen Bananenfinger zu haben, gebrochen ist aber nichts.
Von hier aus noch einmal gute Besserung.
Wir haben dann beschlossen an einem anderen Tag dort mal weiter zu “forschen” und mit geeigneter Ausrüstung hier noch mal anzutanzen.
Eigentlich hätten wir dann noch weiter die nächsten Häuser erkunden können, aber da war ja noch ein weiterer Cache hier vor Ort. Dabei handelte es sich um den Oertelsbruch. Dies war ein Multicache und deshalb glaubten wir das uns dieser das Gebiet noch einmal näher bringen wird und beschlossen diesen in Angriff zu nehmen. Auch hier ging aus der Beschreibung nicht viel hervor und es gab keine weiteren interessanten Infos über dieses Gebiet zu lesen.
Ein Multi in einer beeindruckenden Gegend und mit interessanten Stationen.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die wir uns leider selbst eingebrockt haben (Man sollte eben immer die komplette Beschreibung lesen und vor allen die Waypoints mehr Beachtung schenken. Ach, da stehen ja plötzlich Koordinaten.) ging es dann gut voran.
Aber gerade durch diese Schwierigkeiten kamen wir wieder an einen seltsamen Ort, bzw. mehreren.
Diesen “Zugang” fanden wir z.B. mitten im Wald im Berg. Thorsten und ich haben ihn uns dann auch mal näher angeschaut und hatten dabei schon ein etwas mulmiges Gefühl. Dieses etwa 2m im Durchmesser großes Rohr führte um eine Kurve wo es dann mindestens 10 Meter senkrecht in die Tiefe ging. Ein paar Eisenstäbe schützten etwas vor den freien Fall, Tiere haben da aber wohl keine Chance.
Was hatte dieses Rohr für einen Zweck? Handelte es sich um eine Art Luftzufuhr / Belüftung? Wieder standen wir vor einem neuen Rätsel.
Dann ging es weiter, nachdem wir endlich wussten wohin (Ihr erinnert euch an die Waypoints?). Auch hier entdeckten wir durch weitere Erkundungen erst einmal neue Zugänge in den Fels, der Berg schien wie ein Schweizer Käse durchlöchert zu sein. Was war hier los?
Als nächsten durften wir dann mitten durch den Berg marschieren, einfach klasse. Danach standen wir schon wieder vor neuen Gebäuden und so weiter und so fort.
Der Final hat uns dann auch noch etwas zeit gekostet, da wir Stage 1 falsch interpretiert hatten, aber wir ließen nicht locker und konnten die Dose dann bei angehender Dunkelheit in unseren Händen halten.
So hatten wir also beide Caches erfolgreich beenden können standen aber nun mit unseren Fragen da, da uns schon interessierte was hier eigentlich los war. Deshalb haben sich Thorsten und ich mal etwas auf Internetsuche gemacht und sind dabei auf teilweise erschütternde Dinge gestoßen, die die Caches in ein etwas anderes Licht rückten.
Hintergrundinfos:
KZ-Außenlagers “Laura” ,ein Außenkommando des KZ Buchenwald.
Im Stadtteil Schmiedebach von Lehesten wurden zur Zeit des Zweiten Weltkrieges Triebwerke für die V2-Rakete von 1.227 Kriegsgefangenen gebaut und getestet. Wenn Zwangsarbeiter durch die unmenschlichen Lebensbedingungen starben oder erkrankten, wurde die Belegung durch Neuzugänge aus dem KZ Buchenwald oder von Stammlagerern aufgefüllt. Zu den 603 nachgewiesenen Todesopfern kamen mindestens eintausend weitere Häftlinge, die in die KZ Bergen-Belsen und Dora-Mittelbau deportiert wurden. Auf den Evakuierungsmärschen im April 1945 starben zahlreiche weitere Häftlinge. Seit 1956 erinnert an die Tragödie ein zuerst errichteter Gedenkstein und seit 1979 eine Gedenkstätte, die seit 1989 schrittweise umgebaut wurde.
(Quelle: Wikipedia)
KZ-Außenlager „Laura“
In der Nähe von Schmiedebach, einer Gemeinde der Stadt Lehesten, wurde in der Zeit von September 1943 bis Kriegsende mit Hochdruck an der Errichtung unterirdischer Fertigungs- und Lagerstätten der V-2 Raketentriebwerksproduktion gearbeitet.
Eines der beiden Vorwerke des Mittelbau Dora war das „Vorwerk Mitte“ in der Nähe von Schmiedebach bei Lehesten. Das gewählte Gelände, die Schiefergrube „Oertelsbruch“, wurde zum Aufbau eines Rüstungsbetriebes von der SS beschlagnahmt. Die Grube lag im so genannten „Fröhlichen Tal“. Im September 1943 wurde das KZ-Außenlager „Laura“ mit 209 Häftlingen aus dem Stammlager „Buchenwald“ gegründet. Nach nur sechs Monaten Bauzeit war das Rüstungswerk errichtet. Zu Beginn war dieses Werk als Fabrik für die V-Waffen gedacht. Es wurde aber eine Anlage für die Tests der Triebwerke der V-2. Die Triebsätze kamen,aus dem Mittelwerk „Dora“ fertig montiert zum Probelauf nach Laura, wurden getestet, die Mängel wurden beseitigt, um anschließend zum Versand bereitzustehen.
(Quelle:Slatecity.de)
Hier gibt es auch ein Buch das sich um dieses Thema dreht.
Deckname Rotbutt oder Bonit
Im Oertelsbruch wurden die Triebwerke der V2 Raketen (Vergeltungswaffe 2) getestet. Dies geschah vorrangig durch die „Steinbruchverwertung GmbH“, einem verschleierten Rüstungsbetrieb. Dieser Rüstungsbetrieb wurde auch als Vorwerk Mitte bezeichnet.
Da im Oertelsbruch sowohl Über- als auch Untertage Schieferabau vonstatten ging wurden die vorhandenen Hohlräume (im Durchschnitt 20x20x10m) nun vergrößert.
Zum Zeitpunkt der Übernahme des Bergwerks durch die SS bestanden die unterirdischen Anlagen aus ca. 7km Stollen und 54 Abbauräumen mit einer Fläche von gesamt 400 m². Im Verlauf des weiteren Ausbaus wurden weitere Räume mit bis zu 600 m² Gesamtfläche von den Häftlingen in den Fels getrieben. (Quelle:Slatecity.de)
Entlang der durch den Abbau entstandenen Schrämwand1 wurden dann Testrampen angebracht um die neuen Triebwerke zu testen. Mit der Beendigung des Krieges wurden diese Anlagen jedoch gesprengt, so dass man heute nur noch die Stellen der Abschussrampen erkennen kann.
Während dieser “Baumaßnahmen” und Fertigung mussten sehr viele Menschen unter unmenschlichen Bedingungen ihr Leben lassen. Kurz vor Kriegsende sollten die übriggebliebenen Menschen dort auch noch “vernichtet” werden. Dazu sollte die Gaskammer, die auch dort entstanden ist genutzt werden. Hier ist nicht ganz klar ob diese noch nicht funktionsfähig war, oder der diensthabende Kommandant den Vernichtungsbefehl verweigerte.
Ein Video mit weiteren Infos habe ich auch gefunden:
Die Grundidee warum die Rüstungsindustrie Untertage ging ist offensichtlich. Dadurch war sie natürlich für die alliierte Luftwaffe schwer auszumachen und zu attackieren.
Schätze, Bernsteinzimmer?!
Es gab aber wohl noch einen weiteren Grund warum diese Stollen genutzt wurden …
Durch die Überfälle in Europa hatten sich viele Nazigrößen riesige Mengen an Kunstwerken angeeignet. Als man erkannte, dass dieses “hart erarbeitete Gut” in Gefahr sei und viel zu wenig Bunker für den Schutz vor Angriffen vorhanden waren wurde nach geeigneten Ausweichmöglichkeiten gesucht.
Hier kommt auch das Bernsteinzimmer ins Spiel.
Der Autor Henry Hatt, der übrigens aus dem Landkreis Kronach (Ludwigstadt) stammt, hat mehrere Bücher veröffentlicht, die sich unter anderem diese Thema und dem Oertelsbruch im besonderen annehmen. Diese Bücher sind aber teilweise schon vergriffen oder es sind im Moment neue in Vorbereitung.
Hier kommt auch immer wieder der Oertelsbruch ins Spiel.
Bücherliste Henry Hatt
Henry Hatt gründete auch die Gruppe K.A.K.T.U.S. e. V. – Kunstraub-Aufklärungs-Komitee-Thüringen-Und-Sachsen.
Hier noch eine weitere Seite der Gruppe. Kunstraubforschung.de
Sollte hier vielleicht wirklich das Bernsteinzimmer stecken? Auszuschließen ist die Sache nicht, da die Gegebenheiten sicher da wären.
So gibt es also noch viele Rätsel dort zu lösen und die Örtlichkeiten zu erkunden. Wir werden sicher noch mal dort auftauchen und uns weiter umsehen.
Zu Kriegsende wurde die Anlagen dann noch von der USA genutzt, die nach Abzug ihren Teil sprengten und die Sowjetunion tat das gleiche nachdem sie auch ihre Test dort beendet hatten.
Es sollte aber wirklich mit sehr viel Verstand und Umsicht dort gehandelt werden. Das ganze Gebiet biete leider jede Menge Gefahren für Leib und Leben. Deswegen sehr vorsichtig sein und nicht übermütig werden wenn ihr euch dort mal umseht.
Für uns eine Empfehlung, jetzt aber mit anderem Hintergrund.
Quellensammlung / Links:
http://www.amberroom.org/
http://www.kunstraubforschung.de/
Slatecity.de
Wikipedia Bernsteinzimmer
Wikipedia Lehesten
Wikipedia Decknamen